Esch in der Corona-KriseBürgermeister Georges Mischo beklagt Stigmatisierung des Südens

Esch in der Corona-Krise / Bürgermeister Georges Mischo beklagt Stigmatisierung des Südens
Georges Mischo verweist im Zusammenhang mit den zahlreichen Neuinfektionen im Kanton Esch auf die hohe Bevölkerungsdichte Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Corona-Hotspot Kanton Esch: Die Minette-Stadt wurde nach Veröffentlichung von Luxemburgs Corona-Infektionskarte an den Pranger gestellt. Bürgermeister Georges Mischo (CSV) beklagt im Gespräch mit dem Tageblatt die Stigmatisierung des Südens insgesamt – und fordert weiterhin Verantwortung und Disziplin im Umgang mit dem Virus.

788 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet der Kanton Esch im Juli 2020 – und ist damit der Corona-Hotspot in Luxemburg. Darunter zu leiden hatte vor allem die Stadt Esch, die stellvertretend für den Süden in aller Munde war. Dass es so viele Neuinfektionen im Süden gibt, erklärt Bürgermeister Georges Mischo gegenüber dem Tageblatt mit der hohen Bevölkerungsdichte im Süden: „Der Kanton Esch verzeichnet mit 180.000 Einwohnern auf relativ engem Raum eine sehr dichte Bevölkerung – mit Esch, Düdelingen, Differdingen und Sanem sind vier der fünf größten Gemeinden des Landes im Kanton Esch gelegen.“ Genaue Zahlen, wie viele aktive Infektionen es momentan in Esch gebe, kann er zurzeit jedoch nicht nennen, sagt der Bürgermeister der zweitgrößten Gemeinde des Landes. Vor zwei Wochen lag die Zahl der aktiven Infektionen jedoch bei 143.

„Die Zahlen wurden den Bürgermeistern bisher über einen Koordinator mitgeteilt, der während der Krise aus dem Wirtschafts- ins Gesundheitsministerium verlegt wurde“, sagt Mischo. Diese Position – das habe Mischo am Dienstagmorgen erfahren – würde es so allerdings nicht mehr geben. Die Bürgermeister wurden zuvor vom Koordinator nicht nur über das aktuelle Infektionsgeschehen in ihrer jeweiligen Gemeinde informiert, sondern seien auf diesem Wege auch über akute Fälle in Lyzeen oder „Maisons relais“ in Kenntnis gesetzt worden.

In Esch wurde ein Café bereits dreimal kontrolliert, ohne größere Konsequenzen – das wird sich nun ändern

Georges Mischo, Bürgermeister von Esch

Georges Mischo hat sich trotz steigender Infektionszahlen gegen strengere Hygienemaßnahmen ausgesprochen: „Ich denke, jeder soll Disziplin und Verantwortung übernehmen.“ Vor allem begrüße er, dass die angekündigten Strafen bei Verstößen endlich durchgesetzt werden würden – anders als zu Beginn der ersten Lockerungen. „In Esch wurde ein Café bereits dreimal kontrolliert, ohne größere Konsequenzen – das wird sich nun ändern“, so der Bürgermeister. Von einer „fermeture administrative“ sei jedoch noch kein Café in der Stadt Esch betroffen.

Der Bürgermeister beklagt zudem die Stigmatisierung des Südens in den sozialen Netzwerken: „Natürlich wurde sich nach Veröffentlichung der Zahlen und der Karte in den sozialen Medien aufgeregt.“ Deshalb sei es auch nur richtig von der Regierung, die Infektionszahlen nicht nach Nationalität zu veröffentlichen – dies würde in einer Katastrophe enden.

de Schmatt.
8. August 2020 - 23.16

Wie Trump. Der Herr tut sonst nichts als sich beklagen, nach Schuldigen resp. Sündenböcken suchen. Er sollte mal ordentlich durchgreifen und für klare Verhältnisse sorgen.

HTK
5. August 2020 - 10.43

@Julie, unter anderen - ja. Die Lebensqualität,vor allem älterer Menschen die auch noch mit Mindestrenten überleben müssen,auf engstem Raum ( Wohnsilos ) und Mindesthygiene trägt dazu bei,dass so ein Virus sich flächendeckend ausbreiten kann.( 800 Tote an einem Tag )

J.Scholer
5. August 2020 - 8.14

@Winter:Ihren Mutmaßungen zum braunen Gedankengut kann ich beipflichten, allerdings gerade Ihr Kommentar gibt diesem Gedankengut den Vorschub. Ich würde mich hüten Bevölkerungsgruppen in den Fokus zustellen.Das Virus sucht sich seine Opfer nicht nach Nationalität, eine Ansteckung in Luxemburg wie am Ferienort möglich.Es würde mich auch sehr erstaunen ein Arzt solche Fakten in den sozialen Netzen preisgibt. Ärztliche Schweigepflicht? Ich lese alle Publikationen des Gesundheitsministerium, bisher konnte ich noch nie Infektionen nach Nationalitäten aufgezählt finden. Unterliegen Ihre Informationen nicht der Gerüchteküche, gezielt mit Fake News andere Menschen zu diskreditieren?

Julie
5. August 2020 - 2.04

@HTK "Man könnte das auch das Bergamo-Syndrom nennen.Bevölkerungsdichte!" Die 300.000 Chinesen die in der Stadt die 'italienische' Mode herstellen, waren wohl eher ein Faktor.

Laird Glenmore
4. August 2020 - 23.12

also ich bin kein Freund des jetzigen Bürgermeisters aber er ist nicht der Urheber der Pandemie oder dessen Verbreitung hier in Esch / Alzette dies liegt alleine an der Unvernunft der Bewohner die sich in allgemeiner Manier über alle Regeln hinweg setzen und weiterhin in Cafés oder auf Terrassen ohne Masken und den dazu gehörigen Abstand herumsitzen. Das Herr Mischo sich den Zorn einiger Bürger gefallen lassen muß liegt daran das er versucht aus Esch / Alzette eine Stadt zu machen die einfach nicht ins Minette paßt, schließlich sind wir hier nicht an der Cote d´Azur noch können wir und nicht mit Monaco vergleichen auch wenn das im Kopf von Herrn Mischo schon so Abläuft, wir sollten immer noch mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen bleiben, denn hei sin mer Minetts Dappen an net die Geissens oder wie all de aneren Topperten heichen.

RWINTER
4. August 2020 - 22.05

Aus dem Tweet eines Arztes habe ich gestern entnommen dass es gerade die portugiesische und kapverdische Gemeinschaften sein sollen die stark betroffen sind. Wurde hier gezielt der Hebel angesetzt? Will sagen wurden die nötigen Schritte unternommen um die Leute in Ihrer Sprache aufzuklären? Ich finde dies müsste schnellstens erfolgen. Alleine nur schon um zu vermeiden dass einige braune Gesellen ihren Hetzerhebel ansetzen so nach dem Motto „wegen denen ist euer Urlaub versaut“. Vorsicht !!!

Rudi
4. August 2020 - 20.48

Kaum ist Esch in schwarzer Hand und schon sind wir der infektiöseste Kanton. So ein Pech aber auch, da wurde wohl nicht genug gebetet.

HTK
4. August 2020 - 20.37

Man könnte das auch das Bergamo-Syndrom nennen.Bevölkerungsdichte! Genau darum geht es.In Wuhan war es unter anderem,die Bevölkerungsdichte.So wie in den Favelas in Brasilien oder allen anderen dicht bevölkerten Landstrichen. Social Distancing (das Unwort des Jahres) ist da nicht mehr machbar.Mit den logischen Konsequenzen. Stigmatisierung ist da sicher das falsche Wort.Wenn dann noch Sturheit,soziale Benachteiligung und ein gewisses "laisser faire" hinzukommen,dann,ja dann..... Disziplin mit dem Umgang mit dem Virus...Wir gehen nicht mit dem Virus um,wir müssen ihm den Nährboden entziehen.Es ist ein Parasit.