CoronavirusMangelhafte Sicherheit? 21 von 60 Geflüchteten in Notunterkunft sind positiv getestet

Coronavirus / Mangelhafte Sicherheit? 21 von 60 Geflüchteten in Notunterkunft sind positiv getestet
Laut „Lëtzebuerger Flüchtlingsrot“ beklagen sich manche Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, über mangelnde Frischluft in den Zelten der SHUK. Bei einer Lungenkrankheit wie Covid-19 empfänden sie diesen Zustand als erdrückend. Foto: Editpress/François Aussems

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In der Notunterkunft für Geflüchtete auf Kirchberg (“SHUK“) wurde mehr als ein Drittel der 60 Bewohner positiv auf Covid-19 getestet. Ein Mitarbeiter berichtet, dass in der Einrichtung die Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht eingehalten würden. Auch der „Lëtzebuerger Flüchtlingsrot“ (LFR) äußert Bedenken. Der Leiter der SHUK weist die Vorwürfe zurück.

Werden in der Notunterkunft für Geflüchtete SHUK („Structure d’hébergement d’urgence“) auf Kirchberg die Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht eingehalten? Schilderungen eines Mitarbeiters lassen jedenfalls darauf schließen. Die 21 positiv getesteten Bewohner würden dort mit Nicht-Infizierten vermischt, die Leiterin der SHUK und einige Mitarbeiter seien ebenfalls infiziert. Ihre Mahlzeiten würden Infizierte und Nicht-Infizierte zwar zeitlich getrennt einnehmen, jedoch im gleichen Speisesaal, ohne dass dieser dazwischen desinfiziert werde, berichtet der Mann, der sich um seine Gesundheit und die seiner Familie sorgt.

Vincent Sybertz, der das „Centre de rétention“ und die SHUK im Auftrag des Ministeriums für Einwanderung leitet, weist diese Vorwürfe zurück. Die SHUK sei in zwei Bereiche aufgeteilt worden, die mit Trennwänden hermetisch voneinander abgeriegelt seien. Auf der einen Seite würden die positiv auf Covid-19 getesteten Geflüchteten leben, auf der anderen Seite die negativ getesteten. Alle, die den „positiven“ Bereich betreten, würden die vorgeschriebene sanitäre Schutzausrüstung tragen. In der gesamten Halle 6 der Luxexpo, wo die SHUK sich seit mehr als zwei Jahren befindet, herrsche seit über einer Woche Maskenpflicht.

Um die Sicherheit der Bewohner und des Personals zusätzlich zu garantieren, seien inzwischen zwei verschiedene Speisesäle eingerichtet worden. Beide Räume würden systematisch desinfiziert, betont Sybertz. Zu diesem Zweck habe man extra weiteres Reinigungspersonal eingestellt.

21 positive Fälle

Von den insgesamt 60 „Assignés“, wie die Bewohner der SHUK genannt werden, seien derzeit 21 mit Covid-19 infiziert, bestätigt der Direktor. Umfassende Tests bei den Bewohnern und beim Personal hätten aber ergeben, dass die meisten Infizierten asymptomatisch seien, sagt Sybertz. Niemand sei in einem kritischen Zustand gewesen oder habe im Krankenhaus behandelt werden müssen. Zur Sicherheit sei aber an fünf Tagen pro Woche eine Krankenpflegerin der Sanitärinspektion vor Ort, dreimal pro Woche seien Ärzte anwesend. „Viel mehr können wir nicht tun, für die Sicherheit und die Gesundheit der Menschen ist gesorgt“, sagt Sybertz.

Vom Personal seien in der Tat vier Personen positiv getestet worden, darunter die stellvertretende Direktorin und drei Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts. Sie alle seien zu Hause in Quarantäne. Insgesamt seien neben der stellvertretenden Direktorin noch vier Sozialarbeiter und 14 Sicherheitsagenten für die Betreuung in der SHUK zuständig. Die infizierten „Assignés“ hätten die Anordnung, in der SHUK zu bleiben, allerdings gebe es kein Gesetz, das sie dazu verpflichtet, erklärt der Direktor. Wenn sie die Unterkunft verlassen, würden sie aber, wie alle anderen Bürger auch, eine Verwarnung riskieren.

„Trennung nur Formsache“

Laut Informationen des „Lëtzebuerger Flüchtlingsrot“ seien Infizierte aus der SHUK in einer ersten Phase für zwei Wochen in der Quarantänestelle in der früheren Ediff-Schule in Monnerich versorgt worden. Der LFR fragt sich, wieso das jetzt anders gehandhabt wird. In Monnerich sind zurzeit lediglich 39 der insgesamt 100 Plätze belegt. Eine weitere Quarantänestelle ist betriebsbereit, wird aber bislang noch nicht genutzt, hatten das „Office national de l’accueil“ (ONA) und das Gesundheitsministerium Anfang dieser Woche auf Nachfrage des Tageblatt erklärt.

Bei der Trennung der SHUK in einen Bereich für Infizierte und einen für Nicht-Infizierte handele es sich aufgrund der Struktur der Räumlichkeit wohl eher um eine Formsache als um eine wirkliche Trennung, bemängelt der Flüchtlingsrat. Die Zelte beider Gruppen seien in derselben Halle untergebracht.

Manche Personen, die positiv getestet sind, würden sich zudem über mangelnde Frischluft in den Zelten beklagen, in denen mehrere Personen nebeneinander liegen. Bei einer Lungenkrankheit wie Covid-19 empfänden sie diesen Zustand als erdrückend, heißt es vom LFR.

Stillstand

In der SHUK sind vorwiegend sogenannte Dublin-Fälle untergebracht, die in einem anderen europäischen Land Erstasyl beantragt haben und danach nach Luxemburg gelangt sind. Die Dubliner Übereinkommen sehen vor, dass sie nicht in einem weiteren EU-Land nach Asyl fragen können, deshalb haben die meisten dieser Personen kaum Aussicht, in Luxemburg bleiben zu können, und werden in der Regel in das Land zurückgeführt, in dem sie ihre Asylprozedur begonnen haben. Weil viele europäische Staaten derzeit ihre Grenzen wegen der Corona-Krise geschlossen haben, können seit einigen Wochen jedoch keine Rückführungen durchgeführt werden. „In der SHUK und im ‚Centre de rétention’ herrscht zurzeit Stillstand“, sagt Sybertz. Wegen der geschlossenen Grenzen kämen auch kaum neue Bewohner hinzu. Insgesamt bietet die SHUK Platz für bis zu 200 Menschen. Die Einrichtung ist nur für kurzzeitige Aufenthalte ausgelegt.

Der LFR hatte deshalb schon vor sechs Wochen gefordert, die Bewohner der SHUK wegen des zu erwartenden Stillstands auf „normale“ Flüchtlingsunterkünfte zu verteilen. Aus Platzmangel in den Heimen des „Office national de l’accueil“ sei dies aber nicht durchführbar, sagt Vincent Sybertz. Ferner habe der LFR schon vor Wochen einheitliche Informationen über die Schutzregeln in allen Flüchtlingsunterkünften gefordert, erklärt LFR-Mitglied Frank Wies. Viele Menschen seien nicht ausreichend oder widersprüchlich informiert worden. Bislang habe das Ministerium für Einwanderung die Anfrage des LFR jedoch nicht beantwortet.

Im „Centre de rétention“ gebe es bislang keine positiv auf Covid-19 getesteten Fälle, bestätigt Sybertz. Das liege vor allem daran, dass die Insassen dort eingesperrt sind. Dadurch sei es einfacher zu verhindern, dass das Virus seinen Weg hineinfindet. Neuankömmlinge würden erst einmal für eine bestimmte Zeit unter Quarantäne gesetzt.

Miette
4. Mai 2020 - 21.54

@Ficerai Pietro Da lief in Munshausen ein junges Mädchen durch die Strassen und Anwohner sahen dies. Kennen sie die Anwohner oder wurde ihnen dies über, durch und ...das hat der Jemp gesehen, das ist der nette Bauer wo Virginie die Nachbarin meiner Zeitungshändlerin immer ihre Eier kauft... weitergetragen? Wenn sich die Anwohner so sehr um ihre Sicherheit sorgen, dann wäre der erste Schritt der "besorgten Anwohner" doch gewesen; anrufen bei der Einrichtung oder die junge Frau selbst an zu sprechen! Und wenn die "Besorgten" Herrn Asselborn erreichen wollen, dann wäre es sinnvoll ihn in einem offenen Brief zu informieren. Ich wünsche allen hier weiterhin Gesundheit und ein offenes Herz.

Ficerai Pietro
4. Mai 2020 - 10.31

Här Asselborn, wéi kann dat sin dass zu Munshausen, do wou déi 15 mannerjähreg jugendlech Flüchtlingen ënner komm sin an normalerweis a Quarantaine misste sin, lescht Woch, mir néischt dir néischt duerch t'Stroossen vum Duerf konnten trëppelen ? Et wor dat eenzegt Meedchen vum Groupe, sie as vun den Awunner gesi gin !! Lescht Woch woren déi 14 Deeg Quarantaine nach net eriwwer. Mir wëllen eng Äntwert Här Asselborn !!

J-Marc Calderoni
4. Mai 2020 - 9.28

Zur Erënnerung u sämtlech Trumpisten, Tarzanisten an aner iwwerkandidelt Verschwörungstheoretiker : De Corona-Virus as Wëssenschaftler no ewell an de 60er Jore vum vergaangene Joërhonnert an Italien detektéiert gin, an zwar bei engem Hond ! Sëcherlech awer tüftelt China - grad wéi vill aner Länner, ganz virop d‘USA - u chemesche Waffen. Dat Materiellt muss schliisslech geschützt gin am Krichsfall, Mënscheliëwen sin Niëwesaach. Kolateralschiëd am Jargon vun de Militaristen ...

Miette
3. Mai 2020 - 21.38

Ich las mehrmals um zu verstehen, wenn ich nun falsch verstanden haben sollte; dann aufrichtig mein Sorry an HTK.

Leila
3. Mai 2020 - 16.02

Genau so entstehen Missverständnisse: Meinung anderer überfliegen und somit falsch interpretieren, nur seine eigene Ansichten gelten lassen, auf seinem selbstgerechten Ohr taub sein für andere Wahrheiten! Nein - auch andere Leute mit Verstand denken nach und liegen deshalb NICHT falsch, nur weil sie anders und gut überlegen. Das hat nichts mit dem so oft und gern zitierten Populismus zu tun!

tarzan
3. Mai 2020 - 15.45

dass dieses Virus nicht auf einer truthahnfarm in Kentucky oder in einem Burgerladen in Texas das licht der Welt erblickt hat, das dürfte jedem klar sein. dieses Virus ist Made in China, ob nun von einem wildtiermarkt oder aus einem Labor ausgebüchst. da der wildtiermarkt in Wuhan schon wieder geöffnet hat(wie überall in China) und es nicht so aussieht, dass die Chinesen ihre Speisekarte überdenken würden, von den hygienischen zuständen auf solchen märkten mal ganz abgesehen, ist es wohl eher die frage wie man mit den millionen chinesischer touristen umgehen soll, die jedes jahr Europa besuchen.

Miette
3. Mai 2020 - 9.30

@HTK Und wenn einem kein Verantwortlicher für das Verbreiten des Virus einfällt sind es eben die Flüchtlinge. Populismus findet im kleinsten Stübchen seine Nische.

HTK
3. Mai 2020 - 9.17

@Scholer, erstens habe ich erwähnt,dass wir diesen Menschen vor Ort helfen müssen um ihnen eine Perspektive zu geben.Zweitens handelt das Thema von Sicherheit bei Flüchtlingen.Drittens ist das Problem nicht aus der Welt wenn man bei einem Versuch es zu diskutieren als Populist hingestellt wird oder es einfach damit entschuldigt,dass wir als Touristen "Elendsviertel" besuchen. Also nocheinmal: ein Drittel wurde positiv gestestet....auf Corona.Was machen wir wenn wir einen positiven Test sagen wir auf Ebola finden? Da sie auf fast alles eine Antwort haben...bitte sehr? Aber Achtung-nicht populistisch werden.

Blaat Gaston
3. Mai 2020 - 7.45

@ J/Scholer wenn Sie Recht haben , haben auch Sie Recht ! Dem ,wie Sie so schön sagen, populistischen Volksgeschwätz nach, können also westeuropäische Kreuzfahrer die Seuche ,nach Besuchen der hintersten Elendsviertel Chinas , nach Europa und in die restliche Welt aus der auch unsere Flüchtlinge kommen eingeschleppt haben. Dass also Menschen wie Sie und ich , mit der Betonung auf Mensch den Virus intus hatten als sie ohne Grenzkontrolle nach Luxemburg kamen um uns ahnungslose,unschuldige grossherrzogliche Populisten mit Frau , Kind und Kegel anzustecken , oder ? Wenn also der Coronavirus Träger nicht über eine bestehende Landesgrenze darf , muss ja bedingt auch sein Virus draussen bleiben. Dass also populistische Patrioten mit der Abschaffung ihrer Landesgrenzen nicht einverstanden sein können, müssten Sie Herr J/Sch. Ihrem wegen seines hohen Alters gefährdeten hochgeschulten Diplomaten und Aussenminister schleunigst beibringen, merde alors ! Nein, nein. Nichts zu danken da ich ja gewissermassen nur im populo Namen zu sprechen glaube.

J-Marc Calderoni
2. Mai 2020 - 19.30

Wat gitt der do nees sichen? Wat den Thema Sëcherheet ubelaangt, hei eng kleng awer typesch lëtzebuergesch Story zu Corona-Mesüren, Biërjherpflicht a Gesetz. Ech war virun zwee Deeg bei Nordpneu op der Schmëtt, fir d‘Summerschlappen opzeléen. Vun de ronn 20 Leit déi dee Moment do geschafft hun, dozou nach eng hallef Dose Kliënten, ware mer jhust zu 3, déi d‘Rejhiirungsconsignen befollegt hun an eng Mask ophaten ! Also ronn 10 Prozent ! Ët brauch een also nëtt a Flüchtlingsstrukture sichen ze gon fir ze gesin, u wat ët am Grand-Duché hapert.

J.Scholer
2. Mai 2020 - 12.44

@HTK: Fallen Sie bitte nicht in populistisches Geschwätz. All die westeuropäischen Reisenden ,die mit Kreuzfahrten über die Meere schippern, die über Thailand nach Vietnam , China, Amerika bis Ägypten glauben die hintersten Gassen der Elendsviertel besuchen zu müssen , könnten keine Krankheiten ,Seuchen einschleppen. Zur Erinnerung, es waren keine Flüchtlinge die das Virus nach Europa brachten .Es waren Menschen wie Sie und ich, wobei die Betonung auf Mensch liegt, Flüchtlinge auch Menschen sind.

HTK
2. Mai 2020 - 8.51

Aber sicher doch. Die Frage habe ich mir schon gestellt als die ersten Schlauchboote über den Teich kamen und noch niemand von Corona sprach. Es gibt noch andere Gefahren.Und niemand soll sagen eine Kaptänin Rakete oder die Behörden auf Lampedusa würden einen totalen Gesundheitscheck machen bevor sie Leute an Bord nehmen. Und noch einmal.Wir müssen diesen Menschen vor Ort helfen denn viele sind auch Wirtschaftsflüchtlinge.Die kommen auch aus befriedeten aber eben sehr armen Gegenden.