CoronavirusNegative Werte: Luxemburg verändert Daten rückwirkend – mit seltsamen Folgen

Coronavirus / Negative Werte: Luxemburg verändert Daten rückwirkend – mit seltsamen Folgen
Bis zum vergangenen Donnerstag wies die „Santé“ auf ihrer Webseite auch die Zahlen der positiv getesteten Grenzgänger aus Foto: Editpress

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Um zu erreichen, dass Luxemburg nicht für den hohen Anteil an getesteten Nichteinwohnern „bestraft“ wird, veröffentlicht das Gesundheitsministerium seit einigen Tagen nur noch die Anzahl der positiv getesteten Einwohner – und wendet diese Zählweise auf die Angaben seit Beginn der Pandemie an. Das europäische Meldezentrum lässt sich darauf ein – über eine besondere Methode.

Das Meldewesen des Luxemburger Gesundheitsministeriums in Sachen Coronavirus stellt Beobachter, darunter auch die Presse, immer wieder vor neue Herausforderungen. Vor allem in jüngerer Zeit wurde mehrfach und ohne vorherige Kommunikation die Zusammensetzung der Parameter verändert, die in den Reports enthalten sind, welche täglich am frühen Abend veröffentlicht werden.

Ob hinter den Änderungen neue wissenschaftliche Erkenntnisse stehen oder doch eher strategisches Kalkül, war lange Interpretationssache – bis vor einigen Tagen. Da erklärte das Gesundheitsministerium gegenüber dem Tageblatt, dass über die neueste Reduktion der mitgeteilten Daten Politik gemacht werden soll: Nachdem die Zahl der positiv getesteten Nichteinwohner Luxemburgs eine Zeit lang optisch in den Hintergrund gerückt worden war, wird sie nun gar nicht mehr kommuniziert.

„Bei den internationalen Statistiken wurden Äpfel mit Birnen verglichen, weil Luxemburgs Statistiken durch die Miteinbeziehung der Grenzgänger verzerrt wurden“, erklärte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Darum habe man sich „zu diesem Schritt entschlossen, weil dieser wichtige Unterschied auf internationaler Ebene nicht respektiert wurde“.

Wie das Ministerium am Samstag auf Anfrage mitteilt, wird aber nicht nur ab jetzt so verfahren – sondern die gesamte Statistik wurde rückwirkend entsprechend geändert: „Die Statistiken werden rückwirkend vom Team Monitoring der Gesundheitsdirektion angepasst“, heißt es. Tatsächlich weisen die Grafiken, die unter covid19.lu zu finden sind, jetzt neue, niedrigere Werte aus. (Dies betrifft übrigens nicht die Datensätze, die auf data.public.lu bereitgestellt werden: Die hier vorfindbaren Datensätze enthalten die „alten“ Werte – wobei die Auflistung seit dem 27. August nicht mehr aktualisiert wurde.)

Jedenfalls hat die Luxemburger Regierung erreicht, was Ziel des Manövers war: Das zentrale europäische Meldezentrum beim Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) nimmt die Zahlen jetzt, notgedrungen, entsprechend zur Kenntnis – und akzeptiert auch die andere Zählweise für die Vergangenheit. Allerdings wurde das Datenmaterial nicht einfach nachträglich angepasst. Stattdessen schreibt die Behörde die bisher aufgelaufenen Fälle von Nichteinwohnern dem Großherzogtum einfach gut: Für den 28. August verzeichnet man jedenfalls einen Wert, der so überhaupt nicht möglich sein sollte, nämlich einen negativen: „minus 1.385“ Fälle werden für den Tag festgestellt. 

Nachbarn zählen auch nur die Einwohner

Nichteinwohner aus den Corona-Zahlen herauszurechnen ist kein luxemburgischer Sonderweg: So stellt etwa das Gesundheitsministerium von Rheinland-Pfalz auf seiner Website klar, dass die dort aufgeführten Corona-Infektionen nur diese sind, die Menschen mit einer Meldeadresse im Bundesland betreffen. 

Die festgestellten Infektionen von Nichteinwohnern fallen aber nicht einfach durchs Raster, sondern werden den entsprechenden Behörden in anderen Bundesländern oder Staaten gemeldet – und so verfährt man auch in Luxemburg, erklärt das Gesundheitsministerium auf Anfrage:  „Die ,Division de l’Inspection sanitaire’, welche auch für das Contact Tracing zuständig ist, übermittelt täglich, auch an den Wochenenden, die Angaben aller positiven Fälle von Einwohnern aus Frankreich, Belgien und Deutschland an die zuständigen Behörden des jeweiligen Landes.“

Dies geschehe über das gesicherte Datenaustauschsystem EWRS der Europäischen Kommission, was auch sehr gut funktioniere. „Umgekehrt bekommen wir regelmäßig die Meldungen von in Luxemburg ansässigen Personen, welche dort positiv auf Covid-19 getestet wurden“, heißt es aus dem Ministerium in Luxemburg. Hierzulande muss man sich jedenfalls derzeit keine Sorgen machen, dass Luxemburg in der kommenden Woche wieder zum Risikogebiet erklärt werden könnte: Beim ECDC, wo das deutsche RKI seine grundlegenden Angaben bezieht, wirkt sich die negative Fallzahl des 28. August nämlich auch auf die 7-Tage-Inzidenz aus. Die liegt dank des Negativeintrags weit entfernt von der kritischen 50er-Schwelle: bei minus 174,76.

Schannes
31. August 2020 - 16.52

Hoffentlich beruecksichtigt GB auch diese neue Daten. Somit wuerde die Quarantaenepflicht Zb fuer einreisende Studenten aus Luxemburg hinfaellig.