Karte mit InfektionszahlenRegierung veröffentlicht „versehentlich“ Statistiken auf Gemeindeebene

Karte mit Infektionszahlen / Regierung veröffentlicht „versehentlich“ Statistiken auf Gemeindeebene
Transparenz unerwünscht? Die einen reden von „Stigmatisierung“ – andere würden eine Aufschlüsselung nach Kommunen absolut begrüßen  Quelle: Gesundheitsministerium

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Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage eine Karte veröffentlicht, die Neuinfektionen in einzelnen Gemeinden Luxemburgs anzeigt. Das sorgt bei manchen Kommunalpolitikern für Unmut. Laut Tageblatt-Informationen soll die Veröffentlichung „ein Versehen“ gewesen sein.

Zuerst wurden die Infektionszahlen nur für das ganze Land veröffentlicht, seit einigen Wochen werden sie auch für die Kantone Luxemburgs angezeigt. Schon nach diesem Schritt gefiel das einigen Kommunalpolitikern nicht – insbesondere im Kanton Esch, den die Karte der Regierung als am stärksten von der Pandemie betroffen anzeigt. Esch Bürgermeister Georges Mischo (CSV) beklagte eine „Stigmatisierung des Südens“ in den sozialen Netzwerken und in unserer Zeitung.

Auf Gemeindeebene wurde die Infektionsstatistik in der offiziellen Kommunikation nicht heruntergebrochen – bis jetzt. In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des ADR-Politikers Jeff Engelen hat Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Donnerstagmorgen eine detaillierte Karte angehängt. Sie zeigt an, wie viele Neuinfektionen im Zeitraum zwischen dem 22. Juni und dem 12. Juli verzeichnet wurden. Und zwar pro Gemeinde. Laut Tageblatt-Informationen war die Veröffentlichung dieser Karte „ein Versehen“.

Aus der Karte geht hervor, dass die Stadt Differdingen die meisten Neuinfektionen im Kanton Esch verbuchen musste. Zwischen dem 22. Juni und dem 12. Juli waren es 79. In der Stadt Esch wurden während dieser Zeit 72 Neuinfektionen gezählt, in der Gemeinde Petingen 43. Die meisten Neuinfektionen in absoluten Zahlen gab es mit 161 Fällen in der Stadt Luxemburg. In einer weiteren Ansicht werden diese Ergebnisse auf die Einwohnerzahl der Gemeinden projiziert. Dabei schneiden Schieren und Kiischpelt – also Nordgemeinden – am schlechtesten ab. „35,6 bis 44 Neuinfektionen pro 10.000 Einwohner“ werden dort verzeichnet. Die Zahlen sind eine Projektion: In Kiischpelt gab es im fraglichen Zeitraum bei 1.214 Einwohnern insgesamt fünf Neuinfektionen, in Schieren sind es bei 2.039 Einwohnern neun Neuinfektionen.

Gemeindeverband kritisiert Veröffentlichung

Emile Eicher (CSV), Bürgermeister von Clerf und Präsident des Luxemburger Gemeindeverbands Syvicol, ist über die Veröffentlichung der Karten wenig erfreut. Bereits am 20. Juni hatte sich das Syvicol bei einem Gespräch mit Innenministerin Taina Bofferding „gegen eine Veröffentlichung einer Karte ausgesprochen, die die Anzahl der Corona-Infektionen pro Gemeinde zeigt“; mit dem Argument, „dass dies ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln könnte“. Am Donnerstag sagte Eicher gegenüber dem Tageblatt: „Eine Region, eine Gemeinde, einen Stadtteil zu stigmatisieren – meiner Meinung nach haben wir der Sache da nicht geholfen.“ Eine Karte, die die Adressen der positiv Getesteten anzeige, helfe nicht viel – eine, die anzeigt, wo sie sich anstecken, ergäbe mehr Sinn. „Das Schlimmste ist die Gemeinde Kiischpelt – die ist dunkel eingefärbt“, sagt Eicher. Dort gibt es bei 1.214 Einwohnern fünf Neuinfektionen. „Das Problem ist, dass wir von Statistiken reden – und die brauchen eine gewisse kritische Menge, sonst sagen sie nichts aus.“ Wenn die Gemeinde Schieren beispielsweise mit Colmar-Berg fusioniert wäre, „würde man über die neun Fälle dort nicht reden“.

Auch für größere Gemeinden mit vielen Fällen hat die Karte für Eicher keine große Aussagekraft: „Das heißt nicht, dass sich die Menschen auch in dieser Gemeinde angesteckt haben.“

Eschs Bürgermeister Georges Mischo (CSV) kritisierte am Donnerstag ebenfalls die Veröffentlichung der Daten. „Die Gefahr bei solchen genauen Zahlen ist eben, dass einzelne Städte stigmatisiert oder gegeneinander ausgespielt werden, das ist nicht die richtige Vorgehensweise“, meint er im Tageblatt. „Ich hätte das nicht so gemacht – aber wenn die Regierung das für richtig hält, dann soll sie das machen.“ Was die relativ hohen Infektionszahlen in seiner Gemeinde angeht, sagt Mischo: „Es ist nicht so, dass wir in Esch große Events gehabt hätten, bei denen viele Menschen waren.“ Er könne als Bürgermeister „ja nicht in Esch patrouillieren und den Leuten sagen, dass sie ihre Masken aufziehen sollen“.

Differdingens Erster Schöffe Tom Ulveling (CSV) sagte am Donnerstag: „Von den Zahlen weiß ich nichts – vom Ministerium kriegen wir nichts.“ Als Gemeinde sei Differdingen relativ streng: „Intern gibt es Masken und andere Vorsichtsmaßnahmen, die Politessen und Polizei machen Kontrollen und erteilen auch Bußgelder“, sagt Ulveling. Auf der Internetseite würden die Vorsichtsmaßnahmen erklärt. „Mehr als kontrollieren und informieren können wir nicht tun“, sagt Ulveling.

Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) erklärte am Mittwochnachmittag gegenüber dem Tageblatt, dass die Daten auf Gemeindeebene „nicht regelmäßig veröffentlicht“ werden.

 Quelle: Gesundheitsministerium
 Quelle: Gesundheitsministerium

Frederick Schiwek
9. August 2020 - 9.47

Diese Karten sollten wöchentlich veröffentlicht werde, nur so sieht man ob ein Kommunalpolitiker einen gute Job macht. Andere Länder können das ja auch. Wann hat sich einer der Politiker selbst ein Bild gemacht wie es wirklich an den Hotspots aussieht? Wie überfüllt sind die Cafés oder Badestrände. Wenn eine gewählte Person das persönliche Gespräch sucht ändert sich vielleicht etwas. Die Statistiken sollen wöchentlich gezeigt werden, die Bürger haben ein Recht auf Information, besoders in Krisenzeiten.

Guy
8. August 2020 - 12.28

ongewollt verëffentlecht, an wien soll dat gleewen...

Den Ieselchen
8. August 2020 - 12.25

Versehentlich?? Versehentlich gewollt...., ein Schelm der böses dabei denkt....

viviane
7. August 2020 - 23.22

@Laurent Braun "Wenn es ein Versehen gewesen sein sollte warum steht folgender Satz in der Antwort: “Dëst geet aus der Kaart vun den Gemengen en Annexe ervir. “?" Es ist nicht aus Versehen _geschrieben_ worden.

Mergeai
7. August 2020 - 21.02

Warum werden nicht die aktuellen Infektionszahlen veröffentlicht, die ja viel höher sind? ( Datum)

zyniker
7. August 2020 - 20.45

Die wissen genau was sie machen im Sinne Chaos geht weiter (nicht vergessen Genies beherrschen das Chaos). Habt Vertrauen gute Leute, ihr versteht sowieso nichts.

Nëckel
7. August 2020 - 18.01

Tjo, eis "elektronesch" Welt léisst eis vill Saachen aus der Kontroll verléieren. Wéi huet et geheescht: "Die Geister, die ich rief ........"

HTK
7. August 2020 - 17.12

" Wenn man es in der Politik weit bringen will muss man ein guter Lügner sein." (JC Juncker) Könnte aber auch von Machiavelli stammen.

Charles Hild
7. August 2020 - 16.17

Här Eicher, hu dir dat esou gesot: "Eine Karte die ... " ? Liest dat nach emol no. Si dir net der Meenung, dat ee séch grad just an de Clusteren déi een op der Kaart gesäit liicht ustieche kéint? Den Tabou ronderëm de Covid ass Schold un der Angscht bei ville Leit. Riicht eraus, an transparent Informatioun ass wichteg. Mir wësse jo och all, dat an den dicht bewunnte Gegenden de Virus séch besonnesch wuel fillt. Mir wëssen och, dat wann een et bis am Haus huet, da kënnt jiddereen drun. Dat muss dach net geheim gehal gin. Um "Secret" wuessen d' FakeNews!

de Schmatt.
7. August 2020 - 16.14

Besonders die beiden Nestoren der Kommunalpolitik, die Bürgermeister aus Steinsel und Lorentzweiler, werden sich erneut, trotz ihres Alters, aufs hohe Ross schwingen und mit roten Köpfen lauthals protestieren. Ihre Territorien sind coronafrei, das ist doch klar oder ?

Arm
7. August 2020 - 11.42

Waat heescht hei "...ein Versehen..."? An desen Zéiten ass all Informatioun an eng total Transparenz wichteg vir jidverdreen. Schluss mat deenen topechen Deelinformatiounen an Hallefwourechten oder esouguer Ligen. Dât eenzegt "Versehen" wat geschitt ass, ass eis Regierung.

Laird Glenmore
7. August 2020 - 10.34

Wenn Politiker Transparenz an den Tag legen würden können sie keine Vetternwirtschaft, Clübchen bildung und andere Geschäfte die nicht Public sein sollen mehr machen, man will den Bürger bewußt unwissend lassen, denn sonst haben die Damen und Herren der Regierung Erklärungsnot

Laurent Braun
7. August 2020 - 10.29

Wenn es ein Versehen gewesen sein sollte warum steht folgender Satz in der Antwort: "Dëst geet aus der Kaart vun den Gemengen en Annexe ervir. "?

l
7. August 2020 - 10.26

Diese Karten sind Transparenz.

Nomi
7. August 2020 - 9.12

Wann mer ee Problem wellen an Grenzen haalen oder den Problem lei'sen brauchen mer Transparenz an Alles, Alles muss ob den Desch vun der Place publique !

J.Scholer
7. August 2020 - 8.50

Politiker mögen keine Transparenz.Beim Wörtchen Transparenz hört jegliches Demokratieverständnis auf, könnte der Bürger zum Nachdenken angeregt werden.Die oft so in Sonntagsreden gepriesene Transparenz bringt sie in Erklärungsnot und bekleckert ihr Schönwetter-Geplänkel.

J.C.Kemp
7. August 2020 - 8.48

Diese Karte sollte wöchentlich veröffentlicht werden.