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Corona: US-Regierung verbietet Einreisen aus Brasilien

Lateinamerika hat sich zum neuen Coronavirus-Epizentrum entwickelt. Am schlimmsten ist Brasilien betroffen. Präsident Bolsonaro versteht sich gut mit seinem US-Kollegen - doch jetzt greift Trump durch.

Brasilien hat die zweithöchsten Infektionszahlen weltweit - direkt hinter den USA.
Brasilien hat die zweithöchsten Infektionszahlen weltweit - direkt hinter den USA. Foto: AFP

(dpa) - Angesichts der rasant steigenden Zahl von Corona-Infektionen in Brasilien hat die US-Regierung weitgehende Einreisebeschränkungen für Menschen aus dem südamerikanischen Land erlassen. Brasilianer und Ausländer, die sich in den zwei Wochen vor einer geplanten Einreise in dem Land aufgehalten haben, dürfen nicht mehr in die USA kommen, wie das Weiße Haus am Sonntag erklärte. Die Regelung gilt ab Freitag und ist zeitlich nicht begrenzt. Ausgenommen davon sind unter anderem US-Bürger, deren Familienangehörige, Menschen mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung und Diplomaten.

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„Die Maßnahme wird dabei helfen, sicherzustellen, dass Ausländer, die in Brasilien waren, keine Quelle neuer Infektionen in unserem Land werden“, erklärte die Sprecherin von Präsident Donald Trump, Kayleigh McEnany. Der Handel sei von den neuen Beschränkungen nicht betroffen, hieß es weiter. Brasilien ist mit rund 210 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas. In dem Land ist unter anderem die Wirtschaftsmetropole São Paulo - aus der es Direktflüge in die USA gibt - schwer von der Coronavirus-Pandemie betroffen.

Wegen der Ausbreitung des Erregers hatte Trump bereits strikte Einreisestopps für Ausländer aus China, dem europäischen Schengenraum, Großbritannien und Irland verhängt. Auch Reisen über die amerikanische Grenze zu Kanada im Norden und Mexiko im Süden sind wegen der Pandemie vorübergehend teilweise eingeschränkt. Die US-Regierung werde zudem die Lage in anderen lateinamerikanischen Staaten genau beobachten, sagte Trumps Nationaler Sicherheitsberater Robert O'Brien am Sonntag dem Fernsehsender CBS.

Trotz steigender Fallzahlen in Brasilien zeigt sich Präsident Jair Bolsonaro - wie auch US-Präsident Trump - in der Öffentlichkeit bevorzugt ohne Maske.
Trotz steigender Fallzahlen in Brasilien zeigt sich Präsident Jair Bolsonaro - wie auch US-Präsident Trump - in der Öffentlichkeit bevorzugt ohne Maske. Foto: AFP

In Brasilien gab es Daten der US-Universität Johns Hopkins zufolge bis Sonntag (Ortszeit) rund 350.000 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus und 22.000 Todesfälle. Brasilien hat damit in absoluten Zahlen weltweit inzwischen die zweitmeisten Infektionen registriert, Russland folgt dicht dahinter auf dem dritten Platz. Die USA haben die traurige Ehre, die Nummer eins zu sein: Dort gibt es inzwischen gut 1,6 Millionen bekannte Infektionen und knapp 100.000 Todesfälle.

Der Nothilfe-Koordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michael Ryan, hatte am Freitag gewarnt, dass Südamerika das „neue Epizentrum der Krankheit“ sei. „Das am meisten betroffene“ Land dort sei dabei sicher Brasilien.

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Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro hatte die vom Coronavirus ausgehende Bedrohung zunächst heruntergespielt und lehnt Einschränkungen ab, die der Wirtschaft schaden könnten. Inzwischen hat er wegen der Pandemie bereits zwei Gesundheitsminister verschlissen. Bolsonaro und Außenminister Ernesto Araújo äußerten sich zunächst nicht zu dem Einreiseverbot.

Das brasilianische Nachrichtenmagazin „Veja“ schrieb am Sonntag, dass die Spatzen von den Dächern gepfiffen hätten, dass die USA trotz der sogenannten guten Beziehungen zwischen Präsident Bolsonaro und dem US-Präsidenten unter großem Druck ständen, ihre Grenzen für Brasilianer zu schließen. Brasilien werde von der Welt nun „als Bedrohung“ wahrgenommen, zitierte „Veja“ den ehemaligen brasilianischen Botschafter in den USA, Rubens Ricupero. Auch Bolsonaros Kuschelkurs gegenüber Trump habe Brasilien daher keinen Schutz geboten.

US-Präsident Donald Trump und der rechtspopulistische Präsident von Brasilien, Jair Bolsonaro, stehen sich politisch nahe.
US-Präsident Donald Trump und der rechtspopulistische Präsident von Brasilien, Jair Bolsonaro, stehen sich politisch nahe. Foto: AFP

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Quelle: DPA

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